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Vitamine: Ausgewogenes Essen reicht nicht immer für ausreichende Versorgung

Vitamine / Vitaminmangel

Vitaminmangel gehört zum Winter wie Weihnachten. Temperaturen niedriger als Freibad-Wetter assoziieren Mangel und drohende Krankheit. Zumindest Schnupfen. Viele Menschen greifen deswegen zu Vitamin-Präparaten.

Doch welche Vitamine brauchen wir wirklich zusätzlich?

Vitamin D sollte z.B. unbedingt substituiert werden. Es kann vielen Mangelerscheinungen und auch psychischen Beschwerden vorbeugen.

Massive Einschränkungen der Gesundheit durch Beriberi

Dass die Medizin überhaupt weiß, wie wichtig die Vitalstoffe für Körper und Wohlbefinden sind, verdankt sie der Forschung an einer rätselhaften Krankheit, die sich Ende des 20. Jahrhunderts in Asien rasch ausbreitete und viele Todesopfer forderte: Beriberi.

Die Liste der Symptome ist lang, betroffen ist vor allem das Nervensystem:

  • Sprachstörungen
  • Missempfindungen an den Gliedmaßen
  • Muskelschwäche und -abbau
  • Konzentrationsstörungen
  • Erbrechen
  • Apathie bis hin zu Bewusstseinsstörungen

Die Ursache war damals völlig unklar. Die Lösung fand der niederländische Mediziner Christiaan Eijkman bei seiner Arbeit in einem Militärhospital im heutigen Jakarta in Indonesien. Dort waren nicht nur viele Patienten erkrankt, auch das Pflegepersonal und sogar die Nutztiere zeigten eindeutige Symptome von Beriberi.

Geschälter Reis führte zu Mangelerscheinungen

Eijkman hatte den Verdacht, dass der Reis als uneingeschränktes Hauptnahrungsmittel schuld sein könne, denn mit der Verbreitung von Schälmaschinen aus Europa, wurde praktisch nur noch geschälter und kein Naturreis mehr verarbeitet. Eijkman verfütterte daraufhin Reiskleie an die Hühner, und sie erholten sich schnell wieder. Genauso funktionierte es bei den Menschen.

Es dauerte noch mehr als zehn Jahre, bis der polnische Biochemiker Casimir Funk den Stoff in der Kleie isolierte, der für die Wunderheilung verantwortlich war: Thiamin, heute bekannt als Vitamin B1.

Christiaan Eijkman wurde für seine Entdeckung 1929 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Die 13 bekannten Vitamine im Überblick

In den folgenden Jahren folgte die Entdeckung eines Dutzends weiterer Vitamine. Heute kennt die Wissenschaft 13 Vitalstoffe:

  • Vitamin A (Retinol): Wichtig für Wachstum, Haut, Schleimhäute, Blutkörperchen, Stoffwechsel und Augen.
  • Vitamin B1 (Thiamin): Große Bedeutung für den Energiestoffwechsel.
  • Vitamin B2 (Riboflavin): Zentrale Rolle für den Stoffwechsel.
  • Vitamin B3 (Nicotinsäure, Niacin): Beteiligt am Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel.
  • Vitamin B5 (Pantothensäure): Unter anderem wichtig für die Synthese von Cholesterin.
  • Vitamin B6 (Pyridoxin): Beteiligt an etwa 100 biochemischen Prozessen.
  • Vitamin B7 (Biotin, Vitamin H): Bedeutende Rolle für den Stoffwechsel.
  • Vitamin B9 (Folsäure): Wichtig für Wachstumsprozesse und Zellteilung.
  • Vitamin B12 (Cobalamin): Entscheidende Funktion bei der Bildung roter Blutkörperchen.
  • Vitamin C (Ascorbinsäure): Optimiert unter anderem das Immunsystem, verbessert die Eisenaufnahme und fördert die Wundheilung.
  • Vitamin D (Cholecalciferol): Fördert unter anderem die Bildung von Knochenstammzellen und reguliert die Aufnahme von Kalzium im Darm.
  • Vitamin E (Tocopherol): Wichtig im Kampf gegen freie Radikale.
  • Vitamin K (Koagulationsvitamine): Unterstützt Blutgerinnung, Zellwachstum und Knochenstoffwechsel.

Mehr zu diesen Vitaminen findet ihr natürlich im Ernährungshandbuch:

Detailwissen Vitamine

Häufiger Vitamin-B-Mangel bei Veganern

Der Vitamin-B-Komplex gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen. Das bedeutet, der Körper kann sie nicht speichern. Sie müssen ständig – im Idealfall mit einer ausgewogenen Ernährung – zugeführt werden.

Das kann bei Veganern durchaus problematisch werden, weil die B-Vitamine in größeren Mengen hauptsächlich in Fleisch, Fisch, Eiern und Milcherzeugnissen zu finden sind. Auch regelmäßiger Alkoholkonsum, chronische Magen-Darm-Entzündungen, Diabetes-Arzneimittel und zu viel Magensäure haben negative Auswirkungen auf die Vitaminaufnahme aus der Nahrung.

Bluttest beim Arzt gibt Auskunft über Vitamin-B-Spiegel

Ein Mangel schwächt die Vitalfunktionen schleichend und kann über Jahre ohne Symptome bleiben. Ein einfacher Bluttest beim Arzt erkennt einen bestehenden Mangel zuverlässig.

Mit Depotspritzen oder der Einnahme von Vitamin-B-Präparaten kann ein bestehender Mangel effektiv therapiert werden. Gute Vitamin-Präparate können auch online sicher gekauft werden.

Sonnenvitamin D-Depot halbiert sich alle 30 Tage

Ähnliches gilt für das sogenannte Sonnenvitamin D. Aber im Gegensatz zu den B-Vitaminen gehört es zu den fettlöslichen Vitalstoffen (E, D, K, A), kann im Körper gespeichert werden.

Allerdings: Kommt kein Nachschub, halbiert sich das Depot etwa alle 30 Tage.

Der Körper kann Vitamin D selbst produzieren – allerdings nur, wenn mit dem Sonnenlicht ausreichend UV-Strahlung auf die Haut kommt, die den Prozess im Körper anstößt.

Steht die Sonne zu tief, kann der Körper kein Vitamin D produzieren

Die dafür ausreichende Kraft hat die Sonne in Deutschland nur, wenn sie mindestens einen Winkel von 45 Grad erreicht. Zu erkennen ist das daran, dass der Schatten eines Gegenstands höchstens so lang ist wie der Gegenstand selbst. In Flensburg ist das zwischen dem 16. April und dem 24. August der Fall, in Konstanz zwischen dem 28. März und 16. September.

Was der Körper dann hat, muss in der Regel für den Winter reichen, denn über die Nahrung kommt kaum frisches Vitamin D rein – „es sei denn, man ernährt sich wie ein Seehund“, sagt Dr. Raimund von Helden, Diabetologe und Buchautor („Gesund in sieben Tagen – Erfolge mit der Vitamin-D-Therapie*“).

Prof. Dr. Jörg Spitz, Vitamin-D-Experte und Facharzt für Nuklear-, Ernährungs- und Präventionsmedizin sieht unter anderem folgende Gefahren bei Vitamin-D-Mangel:

  • „Das Risiko für Brustkrebs steigt laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums ums Dreifache.“
  • „Die Gefahr, an Darmkrebs zu erkranken, verdoppelt sich.“
  • „Auch das Risiko für Demenz, multiple Sklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und natürlich Osteoporose nimmt erheblich zu.“

Mindestens 60 Prozent der Deutschen leiden unter Vitamin-D-Mangel

Auch hier kann ein einfacher Test beim Hausarzt einen möglichen Mangel feststellen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) haben 60 Prozent der Bundesbürger einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel. Eine Zahl, die praktisch von allen Fachleuten als deutlich zu niedrig kritisiert wird.

Dr. Nicolai Worm, Buchautor („Die Heilkraft von Vitamin D: Wie das Sonnenvitamin vor Herzinfarkt, Krebs und anderen Krankheiten schützt*“) geht so weit zu sagen: „Vitamin D-Mangel kann getrost als Volkskrankheit bezeichnet werden.“

Paprika enthält doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen und Orangen

Die Versorgung mit praktisch allen anderen Vitaminen kann bei gesunden Menschen in der Regel mit einer ausgewogenen Ernährung sichergestellt werden. Das gilt auch für die Ascorbinsäure, zu der gerade im Winter viele Menschen aus Angst vor Erkältungen greifen.

Dabei findet sich Vitamin C nicht nur in Zitrusfrüchten. Paprika zum Beispiel enthält doppelt so viel Ascorbinsäure wie Zitronen und Orangen. Schon eine Paprika deckt den Tagesbedarf eines Erwachsenen.


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Kategorie: Gesundheit

von

Holger Schöttelndreier

Freier Journalist und Autor. Jahrelange Erfahrung in Führungspositionen (Print und Online). U. a. Büroleiter BILD, Chefreporter Hamburger Morgenpost, Ressortleitung und Chefredaktion TV Hören + Sehen, Chefredakteur WOM Magazin, Objektleiter Wirtschaftsmedien online Heinrich Bauer Verlag.

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