Gastbeitrag von André Tochtermann
Die medizinische Verwendung von Pilzen hat auf der ganzen Welt Tradition. So kommen sogenannte Heilpilze bereits seit vielen Jahrhunderten bei natürlichen Behandlungen verschiedenster Krankheiten und Beschwerden zum Einsatz.
Besonders geschätzt werden die Naturheilmittel beispielsweise in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), doch auch in der westlichen Mykotherapie nehmen die heilsamen Waldbewohner eine wichtige Rolle ein.
In diesem Beitrag befassen wir uns deshalb näher mit Heil- beziehungsweise Vitalpilzen und zeigen, bei welchen Beschwerden sie oftmals helfen können. Darüber hinaus betrachten wir einige erprobte Exemplare und deren Wirkungen im Detail.
Inhalt
- Was sind Heilpilze?
- Welche Wirkungen werden Heilpilzen zugeschrieben?
- Inhaltsstoffe: Warum wirken Heilpilze?
- Bei welchen Beschwerden können Heilpilze helfen?
- Welche Heilpilze sind besonders empfehlenswert?
- Worauf sollte bei Kauf und Anwendung geachtet werden?
- Wie lange dauert es, bis Vitalpilze wirken?
- Fazit
Was sind Heilpilze?
Als Heilpilze werden verschiedene Pilze bezeichnet, die aufgrund ihrer Inhaltsstoffe und der damit verbundenen Anwendungsmöglichkeiten als medizinisch besonders interessant gelten.
Sie werden deshalb auch oftmals Vitalpilze beziehungsweise „medizinisch wirksame Pilze“ genannt.
Das Heilen mit Pilzen (Mykotherapie) gehört zu den ältesten Naturheilverfahren der Welt, weshalb einige Pilze mittlerweile auch in verschiedenen wissenschaftlichen Studien erforscht wurden.
So wurde mit Hilfe dieser Untersuchungen festgestellt, dass die Waldbewohner wertvolle Stoffe enthalten, die gesundheitlichen Beschwerden entgegenwirken, sowie auch eine präventive, vorbeugende Rolle einnehmen können. [1] [2]
Welche Wirkungen werden Heilpilzen zugeschrieben?
Heilpilzen werden verschiedenste Wirkungen zugeschrieben. So sind die Naturheilmittel zum einen bekannt dafür die Selbstheilungskräfte anzuregen. Zudem bringen die meisten Exemplare auch immunstärkende, ausgleichende und reinigende Eigenschaften mit, die unserem Körper in seinen essenziellen Prozessen unterstützen können.
Erfahrungen aus der Praxis und internationale Studien haben jedoch auch gezeigt, dass Heilpilze den Blutdruck senken, den Stoffwechsel anregen und sogar schweren Erkrankungen wie Krebs vorbeugen können.
Neben einigen gemeinsamen Eigenschaften ist die Wirkweise eines jeden Exemplars jedoch individuell, weshalb wir uns im Folgenden mit den verschiedenen Wirkungen einiger erprobter Vitalpilze befassen.
Generell kann jedoch gesagt werden, dass mit Hilfe einer Mykotherapie
- antioxidative
- antibakterielle
- fungizide
- antivirale
- entzündungshemmende
- probiotische
- antikarzinogene
- immunstärkende
- entgiftende
- blutdrucksenkende
- verdauungsfördernde
- stresslösende
- durchblutungsfördernde
Wirkungen möglich sind. [2]
Inhaltsstoffe: Warum wirken Heilpilze?
Heilpilze enthalten tausende wertvolle Inhaltsstoffe, welche auf harmonische Art und Weise zusammenwirken. Die Heilwirkung ist demnach – so wie auch bei allen anderen natürlichen Arzneimitteln – nicht ausschließlich auf einzelne Wirkstoffe, sondern auf den Gesamtkomplex zurückzuführen.
Dennoch werden die folgenden Inhaltsstoffe, welche in den meisten medizinischen Heilpilzen vorkommen, besonders hervorgehoben, zumal sie als gut erforscht und klinisch wirksam gelten:
- Polysaccharide stärken das Immunsystem und nehmen eine vorbeugende Wirkung gegenüber Grippe und anderen Viruserkrankungen ein. Zudem senken sie auch den Blutzucker, was vor allem Diabetikern und Menschen, die abnehmen wollen, zugutekommen kann. Außerdem sind Polysaccharide für ihre antiviralen und antibakteriellen Eigenschaften bekannt.
- Adenosin ist ein Wirkstoff, der insbesondere für seine blutdrucksenkenden Wirkungen geschätzt wird, zumal er die Fließeigenschaften des Blutes verbessert. Die Regulierung entsteht unter anderem durch eine Weitung der Blutgefäße (Dilatation). Dem Stoff werden deshalb auch entspannende und ausgleichende Eigenschaften zugesprochen (z.B. Muskulatur). Das Adenosin in Heilpilzen kann vor allem Menschen, die unter Arteriosklerose leiden, helfen.
- Triterpene haben eine sehr positive Wirkung auf Entzündungen im Körper. Sie verleihen den Pilzen demnach die hochgeschätzten entzündungshemmenden Eigenschaften, die bei Schwellungen, Juckreiz und Rötungen Abhilfe schaffen können. Triterpene dämmen die Histaminausschüttung und werden aufgrund deren Wirkung auch oftmals mit dem schulmedizinischen Medikament Kortison verglichen. Außerdem lösen sie ebenfalls tumorhemmende und antibakterielle Effekte aus.
Neben diesen Wirkstoffen sind in nahezu allen Heilpilzen auch zahlreiche wertvolle Vitamine, Mineralien, Aminosäuren und wichtige Enzyme zu finden.
Bei welchen Beschwerden können Heilpilze helfen?
Heilpilze können bei verschiedensten Beschwerden helfen.
Besonders häufig werden sie beispielsweise bei folgenden Symptomen und Krankheiten eingesetzt:
- Immunschwäche
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Herzkrankheiten
- Leberkrankheiten
- Hepatitis
- Bronchitis und Asthma
- Nierenentzündungen
- Magengeschwüre
- Magen- und Verdauungsbeschwerden
- Darmprobleme
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Akne und Pigmentflecken
- Nahrungsunverträglichkeiten
- Übersäuerung und Sodbrennen
- Wechseljahresbeschwerden
- Gelenkschmerzen und Rheuma
- Migräne
- Zahnschmerzen
Welche Heilpilze sind besonders empfehlenswert?
Es gibt viele erprobte Heilpilze, die mittlerweile auch in wissenschaftlichen Studien erforscht wurden. Einige medizinische Pilze gelten jedoch als besonders empfehlenswert, zumal sie sehr vielseitig eingesetzt werden können.
Hierzu gehören:
Reishi
Der Reishi-Heilpilz ist ebenfalls unter den Namen „Pilz der Unsterblichkeit“ und Ling Zhi bekannt, da er Lunge, Herz, Leber, Nieren und Milz stärkt. Die Einnahme von Reishi-Pulver kann die Sauerstoffsättigung im Blut verbessern, was sich vor allem bei Asthma, Bronchitis und Herzproblemen positiv auswirkt.
Doch auch bei Hochleistungssportlern und Tauchern ist Reishi deshalb beliebt. Zudem wird der Pilz oftmals zur Entgiftung sowie auch bei Hautproblemen und Nahrungsunverträglichkeiten eingesetzt. Er unterstützt nämlich die Leber und nimmt eine Schutzfunktion gegenüber chronischer Umweltbelastungen ein. [3][4]
Cordyceps
Cordyceps, oder auch Chinesischer Raupenpilz genannt, wird aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin als „Wurzel des Lebens“ betrachtet. Er ist bekannt dafür, den Funktionskreis der Nieren zu unterstützen, weshalb er vor allem bei Problemen im Bereich der Fortpflanzungsorgane eingesetzt wird.
Er kann sich jedoch auch sehr beruhigend bei Stress auswirken und das Immunsystem stärken, da er die weißen Blutkörperchen, die Makrophagen sowie auch die natürlichen Killerzellen aktiviert. [5]
Hericium
Hericium gilt als vielseitiger Heilpilz für Magen, Darm und Immunsystem. Des Weiteren werden auch seine antioxidativen Eigenschaften geschätzt, die freien Radikalen entgegenwirken, welche Organe und Zellen angreifen. Die entzündungshemmenden Eigenschaften wirken sich sehr beruhigend auf Magen- und Darmschleimhäute aus, was oftmals bei Sodbrennen und Gastritis helfen kann.
In Untersuchungen hat die Einnahme von Hericium sich außerdem auch bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa als nützlich erwiesen. Er wird darüber hinaus ebenfalls gerne bei Hauterkrankungen, Nahrungsunverträglichkeiten und zur Linderung von Allergien verwendet. [6]
Maitake
Der Maitake-Pilz gilt in Fachkreisen als einer der bedeutsamsten Heilpilze. Besonders hervorgehoben werden beispielsweise seine Effekte bei Diabetes Typ 1 und 2, zumal er den Blutzuckerspiegel auf natürliche Art und Weise verringert.
Des Weiteren kommt er auch zur Unterstützung beim Abnehmen zum Einsatz, da er der Körperzellen-Fetteinlagerung sowie auch der Entstehung einer Fettleber entgegenwirkt. Der Pilz fördert zudem die Verdauung, zumal er die Sekretion der Verdauungssäfte in Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse anregt. [7] [8]
Shiitake
Shiitake ist als stärkender und aufbauender Pilz bekannt. Seine Eigenschaften sind vor allem den zahlreichen B-Vitaminen zu verdanken, welche Ermüdungserscheinungen und chronischen Erschöpfungszuständen entgegenwirken. Aufgrund seines hohen Ergosterol-Gehalts ist er insbesondere bei Vegetariern und Veganern beliebt.
Untersuchungen haben gezeigt, dass der Shiitake-Pilz das Risiko für Gefäßablagerungen verringert, was sich förderlich bei Bluthochdruck und Arteriosklerose auswirkt. Das in ihm enthaltene Enzym Tyrosinase spielt hierbei eine wichtige Rolle. Aufgrund seiner positiven Effekte für die Gefäße wird der Heilpilz hauptsächlich zur natürlichen Behandlung von Durchblutungsstörungen, Migräne, Tinnitus und Arteriosklerose verwendet. [9] [10]
Worauf sollte bei Kauf und Anwendung geachtet werden?
Wer sich für eine natürliche Behandlung mit Hilfe von Pilzpulver entscheidet sollte darauf achten, dass dieses vom ganzen Pilz stammt. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle wichtigen Bestandteile und Enzyme darin enthalten sind.
Bei konzentrierten Produkten fehlen nämlich für gewöhnlich wichtige Komponenten wie Fruchtkörper und Sporen.
Bei der Herstellung von Extrakten geht die intelligente, natürliche Wirkstoffkombination verloren, was sich auf die Wirksamkeit des entsprechenden Produkts auswirken kann. Die förderlichen Wirkungen von Heilpilzen entstehen nämlich in erster Linie durch den harmonischen Verbund der verschiedenen Wirkstoffe.
Außerdem werden Pilzpulverextrakte im Zuge der Herstellung stark erhitzt, was die Zerstörung einzelner Bestandteile nach sich zieht.
Weiter ist es ebenfalls wichtig darauf zu achten, dass das Pilzpulver aus einer ökologischen Herstellung stammt, die ohne Pestizide und Zusatzstoffe auskommt.
Wie lange dauert es, bis Vitalpilze wirken?
Wie lange es dauert, bis medizinische Vitalpilze wirken, hängt von den Zielen der Einnahme sowie auch von der individuellen Situation ab. So verspüren viele Anwender zwar oftmals schon nach wenigen Tagen erste beruhigende und stresslindernde Wirkungen.
Chronische Beschwerden verlangen jedoch eine längerfristige Einnahme von mindestens 4-6 Wochen oder gegebenenfalls sogar über mehrere Monate.
Fazit
Heilpilze stellen oftmals eine gute Möglichkeit dar, wenn wir unsere Selbstheilungskräfte mit Hilfe der Natur unterstützen wollen.
So kann es sich sowohl aus präventiver Sicht als auch hinsichtlich der natürlichen Behandlung von Beschwerden lohnen, die heilsamen Waldbewohner in unsere Ernährung, oder in Form eines zermahlenen Produkts, in den Alltag zu integrieren.
Dennoch muss selbstverständlich jede Situation individuell betrachtet werden, zumal – wie bei allen Arzneimitteln – Wirkungen niemals garantiert werden können.
Da die medizinischen Pilze in der Regel jedoch keine Nebenwirkungen aufweisen, können sie gefahrlos eingesetzt werden, solange wir uns an die vorgegebene Dosierung halten. Im Zweifel, beziehungsweise angesichts bestehender medikamentöser Einschränkungen, empfiehlt es sich dennoch, einen entsprechenden TCM-Experten beziehungsweise einen fähigen Heilpraktiker aufzusuchen.
Der Autor
Andre Tochtermann ist ein naturverbundener Mensch, der es liebt die Welt zu bereisen, neue Kulturen, Menschen und alternative Sichtweisen kennenzulernen.
Wie heilsam sich die Kraft der Natur auf das eigene Leben und die Gesundheit auswirken kann, hat ihn schwer beeindruckt. Aus diesem Grund befasst er sich seit Jahren mit diesem Thema und teilt Erfahrungen, Informationen und Tipps mit Interessierten.
Quellen
[1] Medicinal mushrooms: an exploration of tradition, healing, and culture
C Hobbs – 2002
[2] Medicinal mushrooms in human clinical studies. Part I. Anticancer, oncoimmunological, and immunomodulatory activities: a review
SP Wasser – International Journal of Medicinal Mushrooms, 2017
[3] The sacred mushroom “Reishi”-a review
PD Babu, RS Subhasree – American-Eurasian Journal of Botany, 2008
[4] Reishi, Ganoderma lucidum and Ganoderma tsugae: Bioactive substances and medicinal effects
Takashi Mizuno, Guanying Wang, Jie Zhang, Hirokazu Kawagishi, Tsuyoshi Nishitoba &Jingxuan Li
[5] Jong-Ho Koh, Kwang-Won Yu, Hyung-Joo Suh, Yang-Moon Choi, Tae-Seok Ahn: „Activation of Macrophages and the Intestinal Immunsystem by an Orally Administered Decoction from Cultured Mycelia of Cordyceps sinensis.“; Biosci. Biotechnol. Biochem., 66 (2), 407-411, 2002
[6] Structures, biological activities, and industrial applications of the polysaccharides from Hericium erinaceus (Lion’s Mane) mushroom: A review
X He, X Wang, J Fang, Y Chang
[7] Keiko Kubo, Hiroaki Nanba: „Anti-Diabetic Mechanism of Maitake (Grifola frondosa).“; Department of Microbial Chemistry, Kobe Pharmaceutical University, Motoyama, Higashinada, Kobe 658, Japan
[8] Maitake, Grifola frondosa: Pharmacological effects
T Mizuno, C Zhuang – Food Reviews International, 1995
[9] Medicinal and therapeutic value of the shiitake mushroom
SC Jong, JM Birmingham – Advances in applied microbiology, 1993
[10] Shiitake, lentinus edodes: Functional properties for medicinal and food purposes
T Mizuno – Food Reviews International, 1995
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