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Leben Veganer gesünder?

Veganer
Gastbeitrag von Leonard Geldermann

Zur veganen Ernährung gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Fakt ist, dass diese Ernährungsform seit einigen Jahren immer mehr an Popularität gewinnt und vegane Produkte in unserem Umfeld eine immer größere Rolle spielen.

Die vegane Ernährung bietet nicht nur offensichtliche Vorteile für Tier- und Umweltschutz, sondern wirkt sich auch auf unsere Gesundheit sehr positiv aus. Doch warum genau leben nun Veganer häufig gesünder?

Antioxidantien und das Immunsystem

Die vegane Ernährung zeichnet sich dadurch aus, dass diese sehr reich an Antioxidantien, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen ist. Schaffen wir es beispielsweise über unsere Nahrung so viele Antioxidantien wie möglich zu uns zu nehmen, verstärken wir damit auch den Schutz vor körperschädigenden und krankheitsverursachenden „freien Radikalen“. Diese greifen unser Immunsystem an, indem sie den Immunzellen ein Elektron stehlen oder ihre RNS verändern. Damit werden sie unbrauchbar oder sind sogar potenziell gefährlich. Die RNS, die Ribonukleinsäure, bildet die Grundlage unserer Gene.

Durch die erhöhte Zufuhr von Antioxidantien, wie Betacarotin und Vitamin C, können wir einen funktionierenden Hormonhaushalt und eine effektive Abwehr von Krankheitserregern gewährleisten. Die wirksamsten Antioxidantien sind Vitamin C und Vitamin E. Wir können diese vor allem aus unterschiedlichen Obst- und Gemüsesorten beziehen. Sie unterstützen und fördern unmittelbar die Funktion unseres Immunsystems.

Ein anderer wesentlicher Aspekt für die Stärkung der Abwehrkräfte und den Kampf gegen Infekte und Erkrankungen, ist eine ausreichende Aufnahme von Mineralien und Spurenelementen, deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper häufig noch unterschätzt werden.

Die vegane Ernährung ist im Vergleich zu der herkömmlichen Ernährung (nicht veganen Ernährung) wesentlich reicher an verschiedenen Mineralien und Spurenelementen.[i] So erhöht beispielsweise das Spurenelement Zink die Bildung von weißen Blutkörperchen, die gegen Infektionen ankämpfen und unser Immunsystem stärken können. Wir können Zink aus Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkorngetreide beziehen.

Der Mineralstoff Zink weist vielseitige Eigenschaften auf und sein Einsatz erstreckt sich vom Kampf gegen Akne bis hin zur Stärkung des Immunsystems. Er ist an der Regulierung des Hormonhaushalts mitbeteiligt und spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau der Immunzellen. Zink ist ein äußerst bedeutsames Spurenelement für das Immunsystem.[ii]

Gemüse ein Immun-Booster?

Gemüse ist für uns essenziell, da es zahlreiche Mineralstoffe und Spurenelemente beinhaltet. Wurzel- oder Blattgemüse, wie Karotten oder Spinat, beinhalten beispielsweise grundlegende Mineralstoffe, die für den Strukturaufbau und für das reibungslose Funktionieren des Immunsystems unerlässlich sind. [iii]

So fördern Mineralstoffe, wie etwa Magnesium oder Eisen, die Blutzirkulation und den Nährstoff- und Sauerstofftransport in den Blutbahnen. Mineralien, wie beispielsweise Kalzium, gewährleisten eine hohe Knochenfestigkeit und sind außerdem für die Bildung der Haare, Fingernägel und der Haut sehr entscheidend. Daher ist es wichtig regelmäßig Wurzelgemüse und Blattgemüse in die Ernährung zu übernehmen.

Vegane Ernährung und Verdauung

Die vegane Ernährung weist häufig im Vergleich zu einer herkömmlichen nicht veganen Ernährung, einen deutlich höheren Ballaststoffgehalt auf. Ballaststoffe sind nur in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten und sind wichtig für eine gute Verdauung und fördern des Weiteren unser Darmmikrobiom. Das Darmmikrobiom setzt sich aus Milliarden von Bakterien zusammen, welche für die Verwertung von Nährstoffen und für die allgemeine Zersetzung und Nutzung unserer Nahrung sehr wichtig sind.

Unser Immunsystem ist zum großen Teil von unserer Darmgesundheit abhängig. Eine sehr fleischlastige Ernährung kann unsere Verdauung negativ beeinflussen und entzündliche Erkrankungen in unserem Körper fördern.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist, dass die vegane Ernährung sehr gut für unser körpereignes Säure-Basen-Verhältnis ist, da die meisten Lebensmittel der veganen Ernährung grundsätzlich ein sehr ausgeglichenes Säure-Basen-Verhältnis besitzen.

Eine fleischlastige Ernährung ist hingegen sehr sauer und kann somit auch das körpereigene Säure-Basen-Verhältnis negativ beeinflussen. Das körpereigene Säure-Basen-Verhältnis ist wiederrum entscheidend für die Gesundheit unseres Darms und somit auch für unser Immunsystem und unseren Stoffwechsel.

Sekundäre Pflanzenstoffe und ihr Potenzial

Die vegane Ernährung ist in der Regel reich an sekundären Pflanzenstoffen. Die sekundären Pflanzenstoffe kommen hauptsächlich in Früchten und verschiedenen Gemüsesorten vor.

Es gibt insgesamt rund 30.000 sekundäre Pflanzenstoffe, wovon ca. 10.000 bei essbaren Pflanzen und die restlichen 20.000 bei nicht essbaren Pflanzen zu verzeichnen sind. Dazu zählen unter anderem einige Antioxidantien, aber auch Komponenten wie Carotinoide, Indole, Lavonoide oder Allyl-Sulfide. All diese Substanzen haben vielfältige und positive Auswirkungen auf den menschlichen Organismus, wie auf die Regulierung und die Produktion von Hormonen, bis hin zur Prävention und Bekämpfung von Herzkrankheiten, Alterungsprozessen oder entzündlichen Erkrankungen.

Die verzehrbaren Carotinoide finden sich in hohen Konzentrationen in Obst wie z. B. Bananen, Mangos und Mirabellen, in gelbrotem Gemüse wie Möhren und Paprikaschoten, sowie in grünem Gemüse wie Broccoli und Spinat. Die Carotinoide haben die Eigenschaft freie Radikale besonders wirkungsvoll zu neutralisieren.[iv]

Wir nehmen sekundäre Pflanzenstoffe bei einer veganen Ernährung in wesentlich höheren Mengen auf, da diese schließlich nur in Pflanzen vorkommen.

Die sekundären Pflanzenstoffe gewährleisten einen ausgewogenen Blutzuckerspiegel und verringern zugleich den Cholesterinspiegel im Blut. Darüber hinaus beeinflussen sie den Blutdruck und können die Verarbeitung und Aufnahme von Nährstoffen erleichtern.

Die drei Lebensmittelkomponenten Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe sind die tragenden Säulen einer gesunden und ausgewogenen Ernährungsweise.

Wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über vegane Ernährung

Die vegane Ernährungsweise kann aus mehreren Gründen für uns gesundheitliche Vorzüge bieten. Im Gegensatz hierzu kann sich eine Ernährung, die viele tierische Produkte beinhaltet, auf Dauer negativ auf die Gesundheit auswirken.

Die Weltgesundheitsbehörde WHO stufte 2015 industriell gefertigtes Fleisch als krebserregend ein – auf der Basis, dass es ausreichend Studien und Belege dafür gibt, um diese Einstufung vorzunehmen. Auch rotes Rind- oder Schweinefleisch wurde als karzinogen klassifiziert. Es gehört damit in die Gruppe 2A, krebserzeugender Nahrungsmittel. [v]

Zum Thema vegane Ernährung und Gesundheit gibt es eine Vielzahl an Studien. Wichtig ist hierbei, dass diese möglichst repräsentativ und von namhaften Institutionen durchgeführt wurden.

Auch Kuhmilch wird zunehmend unter den Verdacht gestellt, die Entstehung einer Krebserkrankung zu fördern. Sowohl Prostatakrebs, Eierstockkrebs als auch Brustkrebs können durch den Konsum von Milch gefördert werden.[vi] Eine weitere wissenschaftliche Studie ergab, dass sich das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um bis zu 30 % erhöhen kann, wenn Frauen täglich Kuhmilch zu sich nehmen. Für Männer kann der tägliche Verzehr von Milch die Häufigkeit von Prostata-Krebs um bis zu 9% steigern. [vii]

Eine vegane Ernährung wiederum kann die Gefahr einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erwiesenermaßen deutlich reduzieren. Laut einer englischen Studie kann die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung durch eine vegane Ernährung im Vergleich zu fleischessenden Menschen, um bis zu 57 % verringert werden. Die Untersuchung ergab, dass bei einem höheren täglichen Konsum tierischer Lebensmittel der Gehalt von LDL-Cholesterin in der Blutbahn kontinuierlich zunahm. Ein hoher Anteil an LDL-Cholesterin im Körper hängt unmittelbar mit dem erhöhten Erkrankungsrisiko für Herz- und Gefäßkrankheiten zusammen.[viii]

In den westlichen Industrieländern ist Diabetes eine Volkskrankheit. Sie wird häufig mit ungesunder oder besonders fett- und zuckerhaltiger Ernährung in Zusammenhang gesetzt. Aktuellen Ergebnissen zu Folge kann es einen erheblichen Einfluss auf den Gesundheitszustand ausüben, ob sich eine Person nicht vegan oder vegan ernährt.

Eine Studie aus Oxford zeigte, dass Personen, die täglich 70 Gramm rotes Fleisch verzehrten, ein um 30 % höheres Erkrankungsrisiko für Diabetes Typ 2 aufwiesen. An dieser in Oxford erstellten Studie waren 474.000 Menschen beteiligt.[ix]

Es lässt sich schlussfolgern, dass die vegane Ernährung viele gesundheitliche Vorteile bieten kann. Auch bei der veganen Ernährung ist es sehr wichtig auf Lebensmittel zurückzugreifen, die möglichst unverarbeitet und frisch sind. Die vegane Ernährung kann in Bezug auf klassische Volkskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen sehr präventiv wirken und gleichzeitig unser Immunsystem stärken.

Der Autor

Mein Name ist Leonard Geldermann. Außer mit prähistorischer Archäologie beschäftige ich mich intensiv mit veganer Ernährung, Sport und Gesundheit. Seit 6 Jahren lebe ich bereits konsequent vegan. Sport, Ernährung und Gesundheit sind nicht nur Wissen, sondern auch eine von mir gelebte

Lebensform. Zu den Themen habe ich bereits Bücher veröffentlicht. Ich freue mich Fragen rund um den veganen Lifestyle zu beantworten. Schaut doch mal auf meinen Blog vorbei, wenn Ihr weiterführende Informationen, ausführliche Recherchen und viele Tipps für die tagtägliche Anwendung finden möchtet.

Ich freue mich!

Quellen:

[i] Winston J Craig, (11 March 2009), Health effects of vegan,The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 89, Issue 5, May 2009, Pages 1627S–1633S

Alexey Galchenko, K. Gapparova, K. Gapparova he influence of vegetarian and vegan diets on the state of bone mineral density in humans, 01 Nov 2021

[ii] Prasad AS. Zink in der menschlichen Gesundheit: Wirkung von Zink auf Immunzellen. Mol Med. 2008;14(5-6):353-357.

[iii] B N Ames, Micronutrient deficiencies. A major cause of DNA damage,Mutat, Res. 2001 Apr 18, 7-20

[iv] Emanuela Camera,Arianna Mastrofrancesco,Claudia Fabbri,Felicitas Daubrawa,Mauro Picardo,Helmut Sies,Wilhelm Stahl, Astaxanthin, canthaxanthin and β-carotene differently affect UVA-induced oxidative damage and expression of oxidative stress-responsive enzymes, 18 February 2009

[v] WHO (2015): Q&A on the carcinogenicity of the consumption of red meat and processed meat

[vi] Studie: Genkinger, J. M., D. J. Hunter, D. Spiegelman, et al. (2006): Molkereiprodukte und Eierstockkrebs: eine gepoolte Analyse von 12 Kohortenstudien. Cancer Epidemiol. Biomarkers Prev. 15, p. 364-372.

[vii] Studie: Aune, D., D. A. Navarro Rosenblatt, D. S. M. Chan, et al. (2015): Dairy products, calcium, and prostate cancer risk: a systematic review and meta-analysis of cohort studies. The American Journal of Clinical Nutrition 101(1), 87-117

[viii] Studie: Appleby, P. N., M. Thorogood, J. I. Mann, et al. (1999): Die Oxford Vegetarian Study: ein Überblick. The American Journal of Clinical Nutrition 70(3 Suppl), S. 525S-531S., Thorogood, M., J. Mann, P. Appleby, et al. (1994): Risiko des Todes durch Krebs und ischämische Herzkrankheiten bei Fleischessern und Nicht-Fleischessern. BMJ. 308, p. 1667-1670

[ix] Studie: Papier K., Fensom G.K., Knuppel A. et al. (2021): Fleischkonsum und Risiko für 25 häufige Erkrankungen: ergebnisweite Analysen bei 475.000, Studie: Yang X, Li Y, Wang C, et al. (2020): Fleisch- und Fischkonsum und Typ-2-Diabetes: Dosis-Wirkungs-Metaanalyse von prospektiven Kohortenstudien. Diabetes Metab. 2020 Oct;46(5):345-352. doi: 10.1016/j.diabet.2020.03.004. epub 2020 Apr 14. PMID: 32302686.


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