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Zöliakie: Verklebt Gluten den Körper?

Zöliakie Glutenunverträglichkeit

Zöliakie scheint das Schreckgespenst unserer modernen Zeit zu sein.

Was im Bereich Gluten lediglich Schauermärchen sind und worauf Menschen mit Zöliakie wirklich achten müssen, liest du in unserem heutigen Artikel.

Diagnose Zöliakie: Und plötzlich war sie da

Zöliakie ist eine chronische Entzündung des Darms, genauer gesagt des Dünndarmbereichs, die durch das Klebereiweiß Gluten ausgelöst wird. Und meist für Betroffene eine große Überraschung, denn noch vor wenigen Jahrzehnten schien kaum jemand diese Erkrankung zu kennen. Heute jedoch kennt nahezu jeder jemanden, der Gluten nicht verträgt und sich glutenfrei ernährt, im Supermarkt werden glutenfreie Nudeln und manchmal auch glutenfreies Brot angeboten.

Eigentlich verwunderlich, dass die Zöliakie heute einen dermaßen großen Bekanntheitsgrad hat, denn letztlich ist sie immer noch sehr selten. Zwischen 0,3 und 2 Prozent der deutschen Bevölkerung sollen betroffen sein, also nur etwa jeder 90. Das klingt nun schon wieder beruhigender, oder?

Fakt ist, dass Zöliakie seltener ist, als es ihr Bekanntheitsgrad zunächst vermuten lässt. Wenn sie denn aber diagnostiziert wird, muss gehandelt werden, um langfristige Folgen zu vermeiden.

Die Diagnose, die meist mittels Blutuntersuchung erfolgt, kommt oft überraschend – genaue Ursachen der Glutenunverträglichkeit sind noch nicht abschließend erforscht. Wissenschaftler vermuten eine Kombination aus Veranlagung und äußeren Umwelteinflüssen. Erwiesen ist, dass Zöliakie familiär gehäuft auftreten kann, aber nicht zwangsläufig muss. Oftmals leiden aber gleich mehrere Familienmitglieder unter der Erkrankung.

Was passiert bei Glutenunverträglichkeit im Körper?

Auch wenn die Autoimmunerkrankung nur einen Bruchteil der Bevölkerung betrifft, birgt sie für die Betroffenen große Risiken. Denn wer unter einer Unverträglichkeit leidet und den Auslöser der Beschwerden dennoch konsumiert, schadet auf Dauer seinem Körper.

Im Falle der Zöliakie reizt das mit der Nahrung aufgenommene Gluten die Schleimhäute des Dünndarms und führt zu großflächigen Entzündungen. Diese wiederum schädigen die Darmzellen und verursachen das schnellere Absterben derselben.

Der natürliche Prozess – bei gesunden Menschen erneuern sich die Darmzellen etwa monatlich – wird massiv gestört, Darmzellen werden vorzeitig abgestoßen, die Darmzotten können nicht mehr rechtzeitig neu aufgebaut werden. Und wenn diese Zotten mehr und mehr schwinden, wird die gesamte Schleimhaut der Dünndarmwand flacher und flacher und ist letztlich nicht mehr in der Lage, wichtige Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen.

Genau hier liegt eine der großen Gefahren der Zöliakie: Nährstoffe passieren den Darm ungenutzt, können dadurch langfristig einen Nährstoffmangel auslösen und mit fortschreitender Schwere der Erkrankung zu Mangelerscheinungen und massivem Gewichtsverlust führen.

Das ganze Prozedere geht aber nicht still vonstatten, sondern mit zum Teil starken Beschwerden einher. Durchfälle, schmerzhafte Darmkrämpfe, aber auch Verstopfung, Müdigkeit und Schwindel gehören zu den typischen Begleiterscheinungen. Diese lassen Betroffene zumeist erst aufmerksam werden und den Gang zum Arzt antreten, der die Diagnose Zöliakie letztlich über einen Nachweis von Antikörpern im Blut stellen kann. Nicht selten steht die Diagnose Zöliakie am Ende eines langen Leidensweges, weil ihre Symptome leicht mit der einer Magen-Darm-Grippe oder allgemeinen Stresssymptomen verwechselt werden.

Behandeln durch Unterlassen

Zugegeben, das ist nun etwas drastisch formuliert, aber tatsächlich erfolgt die Behandlung einer Glutenunverträglichkeit heute ausschließlich über das Weglassen glutenhaltiger Lebensmittel. Zwar wird auch an Impfungen und an geeigneten Medikamenten geforscht, derzeit ist der Verzicht auf potenziell schädliche Lebensmittel aber das Mittel der Wahl.

Die Diät muss dabei lebenslang erfolgen, ein zeitlich begrenzter Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel reicht bei dieser Autoimmunerkrankung nicht aus. Wenn sie aber konsequent eingehalten wird, hat die Diät ausgezeichnete Chancen, den Entzündungsprozess und mögliche Folgen inklusive eines erhöhten Darmkrebsrisikos zu verhindern bzw. auf einen Normalwert zu bringen.

Gerade am Anfang stehen Betroffene jedoch vor einer großen Herausforderung, denn unzählige unserer heute verfügbaren Lebensmittel scheinen glutenhaltig zu sein. Das sind sie auch tatsächlich, aber es gibt auch gute Alternativen.

Meiden sollten Menschen mit Zöliakie vor allem folgende Dinge:

Getreide

Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Grünkern, Emmer, Kamut, Einkorn, Urkorn: All diese Getreidesorten weisen Klebereiweiße auf, die zu entzündlichen Prozessen des Darmgewebes führen können. Nudeln, Brot, Pizza – all diese Dinge sollten, zumindest, sofern sie aus diesen Getreidesorten produziert wurden, vom Speiseplan gestrichen werden.

Geliermittel und Stabilisatoren

In der Lebensmittelindustrie wird Gluten häufig eingesetzt. Auch kleine Mengen Gluten können für Erkrankte aber problematisch sein, weshalb bestmöglich auf Geliermittel und Stabilisatoren verzichtet werden sollte bzw. glutenfreie Alternativen gewählt werden sollten.

Auch bei Süßigkeiten sollten Betroffene hier besonders aufmerksam sein und prüfen, ob Gluten enthalten ist oder nicht.

Aromen und Farbstoffe

Auch als Trägerstoff für zugesetzte Aromen oder Farbstoffe wird Gluten heute gerne verwendet. Grundsätzlich sollten Betroffene verarbeitete Lebensmittel intensiv begutachten, um deren Glutengehalt zu ermitteln.

Glücklicherweise ist dies seit einigen Jahren einfacher geworden. Seit 2009 besteht eine EU-weite Kennzeichnungspflicht für glutenhaltige Erzeugnisse, die auch für Trägerstoffe greift.

Fett

Fett ist nicht per se verboten, führt bei vielen Menschen mit Glutenunverträglichkeit aber gerade zu Beginn der Ernährungsumstellung zu sogenannten Fettstühlen. Wichtige Vitamine gehen durch diese möglicherweise verloren.

Sollten hier Probleme auftreten, lohnt sich eine Reduzierung der Fettzufuhr auf etwa 30 % der Gesamtkalorien oder der Umstieg auf geeignete Spezialfette, sogenannte MCT-Fette. Dies kann vorübergehend der Fall und muss nicht zwangsläufig dauerhaft vonnöten sein.

Und jetzt?

„Was bleibt denn dann überhaupt noch?“, fragst du dich vielleicht gerade. Auch wenn es nicht so aussieht, bleiben eine ganze Menge Möglichkeiten. Glutenfrei sind zum Beispiel Hirse-, Reis-, Kartoffel- und Maismehl, Buchweizen, Amaranth, Kichererbsen, Quinoa, Soja, Reis, Kartoffeln und Mais. Und natürlich viele weitere Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Mandeln, Kürbiskerne, Pinienkerne etc.

Auch Pasta muss nicht für immer der Vergangenheit angehören: Heute gibt es tolle glutenfreie Rezepte und auch bereits fertige Pasta im Supermarkt, die du mit Zöliakie genießen darfst. Zwar sind diese Produkte aufgrund des aufwendigeren Produktionsprozesses auch für den Endverbraucher teurer, stellen aber eine schnelle und gesundheitlich unbedenkliche Alternative dar.

Ideal ist es, wenn du mit einer Glutenunverträglichkeit möglichst viel selbst kochen kannst und unverarbeitete Lebensmittel verwendest. Gute Inspirationen hierfür gibt es heute auch online, beispielsweise beim Blog cookingdaddy.de, den wir neulich im Ernährungshandbuch vorgestellt haben.

Selten aber wichtig

Sie ist selten, aber doch eine ernstzunehmende Erkrankung, zu der noch nicht allzu viel bekannt ist, die Zöliakie. Mit einer bewussten Ernährungsumstellung und dem Verzicht auf Gluten aber gut behandelbar, sodass die unter Gluten auftretenden Beschwerden massiv eingedämmt oder im besten Fall komplett beseitigt werden können.

Hast du vielleicht selbst Erfahrungen oder Tipps für Betroffene? Was ist dein Lieblingsrezept ohne Gluten? Wo gibt es die besten glutenfreien Produkte? Schreib uns gerne in den Kommentaren – wir freuen uns auf deine Ideen!


Zöliakie

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