Nachhaltige Ernährung, Food-Trends
Kommentare 1

Schlaraffenland vor der Haustür: Food-Trend „Essbare Stadt“

Essbare Stadt

Nichtstun und sich die Leckereien in den Mund fliegen lassen? Die Scharaffenland-Story in gesünder und moderner will ein neuer Food-Trend Wirklichkeit werden lassen.

Was kann das Konzept „Essbare Stadt“ und wo gibt es das moderne Schlaraffenland tatsächlich schon? Klickt gerne rein!

Wenn Märchen Wirklichkeit werden

Erinnert ihr euch an das Märchen vom Schlaraffenland, in dem einem die Leckereien nur so in den Mund geflogen sind?

Zugegeben, in August Heinrich Hoffmann von Fallerslebens Originalgedicht waren die Genüsse zwar bequem erreichbar, aber nicht gerade das, was wir heute unter gesunder Ernährung verstehen. Von Wein, der aus Felsen quillt über gebratene Schweine, die umherlaufen bis zu Straßen aus Zucker, über die zarte Bonbonbrücken führen, war hier die Rede.

Da aber ja in allem zumindest ein Körnchen Wahrheit stecken soll, kommt auch Hoffmann von Fallerslebens Gedicht seit einigen Jahren zu einer unverhofften Renaissance der Genüsse.

Moderner, gesünder und deutlich urbaner als das klassische Schlaraffenland ist es geworden, aber im Grunde eben doch ein wahrgewordenes Märchen: frei verfügbare Köstlichkeiten für jeden.

Heute heißt das zwar nicht mehr Schlaraffenland, sondern „Essbare Stadt“, ist aber ein Food-Trend, den ihr unbedingt kennenlernen solltet. Vielleicht gerade deshalb, weil auch eure Stadt schon längst essbar ist und ihr es noch gar nicht mitbekommen habt.

Die Stadt gehört ihren Bürgern

Wen wir schon die alten Klassiker bemühen, kommen wir an dieser Stelle auch um Karl Marx und Friedrich Engels nicht herum. Denn die Kommunisten propagierten schon im 19. Jahrhundert, dass es im Grunde keinen Privatbesitz, sondern nur öffentliches Gut gäbe.

Irgendwie ist es genau das, was der Food-Trend „Essbare Stadt“ neu aufrollt. Natürlich ohne die ganzen negativen Begleiterscheinungen wie die komplette Enteignung der Bürger.

Das Konzept, das nun seit einigen Jahren die naheliegende Weiterentwicklung des Urban Gardening ist, will vielmehr geben als zu nehmen. Auf öffentlichen Pflanzstreifen und brachliegenden Flächen werden Gemüse- und Nutzpflanzen angebaut. Keine adretten Stiefmütterchen, keine freundlichen Tagetes, sondern – back to the roots – heimische Nutzpflanzen. Kartoffeln, Grünkohl, Möhren, Birnen und so weiter und so fort.

Denn Auswahl gibt es reichlich und so manches in Vergessenheit geratenes Gewächs erlebt eine neue Blüte. Im doppelten Sinne, natürlich. Und was die Pflanzen außer der schönen Blüte hervorbringen, dürfen die Bürger der Stadt selbst verwenden. Ohne Anmeldung, ohne Formular mit Kostenauflistung, ohne Bürokratie – quasi ganz simpel und reduziert.

Gerade das macht die essbare Stadt so interessant. Sich die Kartoffeln fürs Abendessen mal schnell vom Seitenstreifen holen zu können ist doch wirklich nett, oder?

Trendsetter aus Rheinland-Pfalz

Vorläufer der essbaren Stadt gab es bereits im amerikanischen Seattle, die ähnliche Form des Guerilla Gardening vor allem in Großbritannien. Beim Food-Trend „Essbare Stadt“ aber war es ein – man kann es nicht anders sagen – Nobody, der den Startschuss in der Bundesrepublik gab.

Dass das beschauliche Städtchen Andernach einmal zum Impulsgeber rasanter Trends werden könnte, damit hatte dort bis 2013 wohl wirklich niemand gerechnet. Und trotzdem war es so, denn Andernach wurde offiziell zur ersten essbaren Stadt Deutschlands.

Diese Seite benutzt WP YouTube Lyte um YouTube Videos einzubetten. Erst wenn du auf den Play-Button klickst, kann und wird YouTube Informationen über dich sammeln.

Und folgt dem Konzept nach wie vor, weil es sich bewährt hat. Trotz mancher Anlaufschwierigkeiten mit geklauten Gemüsepflanzen und kleineren Verteilungskämpfen läuft es nun rund am Rhein.

Zucchini, Blaubeeren, Mangold und Co. sind nicht nur ein nettes Gimmick, sondern auch ökologisch interessant. Denn kaum eine Stadt kann eine solche Artenvielfalt im städtischen Gartenbau vorweisen, wie eine essbare Stadt es tut.

Nicht zuletzt eröffnet der Trend auch ein neues Bewusstsein für unsere Nutzpflanzen, deren Standortbedingungen, saisonale Ernten und weckt im ein oder anderen Stadtpflänzchen die Sehnsucht nach dem eigenen grünen Daumen.

Vorteile noch und nöcher, die das Konzept bietet. Für uns ist es daher weitaus mehr als ein Trend und ein kurzes Strohfeuer. Die „Essbare Stadt“ hat das Zeug dazu, nachhaltig erfolgreich zu sein. Nicht nur als nettes Angebot, sondern als Trendwende zurück zur Natur.

Vorteile der essbaren Stadt auf einen Blick

Euren grünen Daumen könnt ihr in einer essbaren Stadt auch ohne eigenes Stück Grün entdecken. Aber sie hat noch viel, viel mehr Vorteile, einige klangen bereits an:

  • Bürger gestalten ihre eigene Stadt: Jeder kann mitmachen, ernten, pflegen, jäten und beim Wachsen zusehen.
  • Gesundes Essen für alle: Bauernmärkte oder Food Assemblys machen es vor, die „Essbare Stadt“ setzt den Leitgedanken konsequent fort. Frisches Gemüse, Obst und Kräuter schnell und mühelos erreichen zu können, ist ein absoluter Vorteil für alle, die sich gesund ernähren möchten.
  • Artenvielfalt fördern: Es gibt Gemüse nicht nur sauber und normgerecht in zehn Varianten im Supermarkt. Nein! Es gibt unzählige Nutzpflanzen, die heute keiner mehr kennt. Der Trend der essbaren Chance gibt diesen die Chance auf ein Revival und fördert nachhaltig die ArtenvielfaltEssbare Stadt, Guerilla Gardening, Urban Gardening.
  • Umweltschutz & Insektenpopulation: Mehr Nutzpflanzen bieten auch mehr Insekten wertvolle Nahrung und tun letztlich auch der Umwelt gut.
  • Achtsamkeit für Nahrungsmittel: Im Supermarkt kannst du quasi das ganze Jahr über Zucchini kaufen. Eigentlich wachsen sie bei uns aber nur im Sommer. Und wer im Januar Erdbeeren über viele Tausende Kilometer herkarren lässt, hinterlässt einen riesengroßen ökologischen Fußabdruck. Ein bisschen nachhaltiger essen ist daher enorm wichtig. Im Sinne jedes Einzelnen, aber auch im Sinne unserer gemeinsamen Welt.
  • Kosten senken: So schön das alles ist, ohne klare wirtschaftliche Vorteile für die Städte, wäre der Start der essbaren Städte sicher holpriger gewesen. Selbst öffentliche Kosten spart das Konzept, denn statt der mehrmals jährlich wechselnden saisonalen Bepflanzung öffentlicher Flächen, machen die neuen Beete mit Nutz- und Gemüsepflanzen wesentlich weniger Arbeit.

Welche Stadt willst du probieren?

Andernach, Augsburg, Böblingen, Freiburg, Ingolstadt, Kassel, Saarbrücken oder Würzburg – an mehr als 90 Standorten gibt es sie bereits oder bald, die Essbare Stadt.

Wo ist dein nächstes Schlaraffenland? Und hast du schon gekostet? Lass es uns wissen und schreibe uns gerne einen Kommentar!


Essbare Stadt

Pin it!

1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn Du wissen möchtest, welche Daten wir beim Hinterlassen eines Kommentars speichern, schau bitte in unsere Datenschutzerklärung.